Das Mittelalter – Redewendungen
Mittelalterliche Redewendungen – heute so aktuell wie damals
Sprachliche Bilder – vor langer Zeit geprägt
Sprache ist weit mehr als nur ein Mittel zur Verständigung – sie ist ein lebendiges Zeugnis unserer Geschichte und Kultur. Besonders Redewendungen und Sprüche verleihen unserer Kommunikation Farbe und Tiefe. Viele dieser sprachlichen Bilder sind so fest in unserem Alltag verankert, dass wir ihre Herkunft kaum noch hinterfragen. Doch einige dieser Ausdrücke stammen aus einer Zeit, die auf den ersten Blick weit entfernt scheint: dem Mittelalter.
Trotz der Jahrhunderte, die seitdem vergangen sind, begegnen uns mittelalterliche Redewendungen noch heute in Gesprächen, Texten und Medien. Sie sind lebendige Brücken zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die uns nicht nur sprachlich bereichern, sondern auch spannende Einblicke in das Leben und Denken unserer Vorfahren geben.
Was sind Redewendungen und Sprüche?
Bevor wir richtig loslegen, klären wir erstmal, was eigentlich Redewendungen und Sprüche sind.
Redewendungen sind feste Wortverbindungen, die zusammen eine besondere Bedeutung haben – oft eine, die man nicht sofort aus den einzelnen Wörtern herauslesen kann. Zum Beispiel sagt man „Jemandem einen Bären aufbinden“, wenn man meint, dass jemandem eine Lügengeschichte erzählt wird. Das hat nichts mit echten Bären zu tun, sondern ist eine bildhafte Art, das auszudrücken.
Sprüche sind kurze, oft kluge oder lustige Sätze, die eine allgemeine Wahrheit oder Erfahrung ausdrücken. Zum Beispiel „Morgenstund hat Gold im Mund“ – das heißt, wer früh aufsteht, hat mehr vom Tag.
Viele dieser Redewendungen und Sprüche sind schon seit Jahrhunderten im Gebrauch – manche sogar seit dem Mittelalter. Damals wurden sie oft mündlich weitergegeben, weil es noch keine Bücher für alle gab. So sind sie über Generationen hinweg lebendig geblieben und haben sich manchmal auch ein bisschen verändert.
Historischer Hintergrund: Das Mittelalter als Sprachquelle
Im Mittelalter sah das Leben ganz anders aus als heute: Es gab Ritter, Burgen, Märkte und natürlich viele Regeln, die den Alltag bestimmten.
Damals war das Leben oft hart und voller Herausforderungen. Die meisten Menschen mussten sich mit Landwirtschaft, Handwerk und Handel durchschlagen. Außerdem spielte die Kirche eine große Rolle, und viele Redewendungen stammen tatsächlich aus dem Glauben oder aus dem Alltag der Klöster.
Auch das Rittertum hat viele Sprüche geprägt. Ritter waren nicht nur Kämpfer, sondern auch Vorbilder für Mut, Ehre und Treue. Viele Redewendungen stammen aus dem Umgang mit Pferden, Waffen oder aus dem höfischen Leben.



Bekannte mittelalterliche Redewendungen und ihre Bedeutung heute
Jetzt wird es spannend: Viele Redewendungen, die wir heute noch benutzen, stammen tatsächlich aus dem Mittelalter. Hier sind ein paar Beispiele, die man bestimmt kennt – und ihre Bedeutung:
„Da liegt der Hund begraben“ Das sagt man, wenn man meint: „Da ist das eigentliche Problem.“ Ursprünglich ging es wohl darum, dass man früher Hunde als Wachtiere hatte, und wenn ein Hund irgendwo begraben war, war das ein geheimer oder wichtiger Ort.
„Jemandem einen Bären aufbinden“ Das bedeutet: Jemandem eine Lüge erzählen oder ihn täuschen. Im Mittelalter gab es Geschichten über Bären, die so groß und gefährlich waren, dass man sich eine solche Geschichte kaum vorstellen konnte – also eine richtig dicke Lüge.
„Mit dem falschen Fuß aufstehen “Wenn jemand schlecht gelaunt ist, sagt man, er ist mit dem falschen Fuß aufgestanden. Das kommt aus der Vorstellung, dass der erste Schritt am Morgen den ganzen Tag beeinflusst.
„Ins Fettnäpfchen treten “Wenn man etwas Peinliches sagt oder tut, sagt man heute, man ist ins Fettnäpfchen getreten. Früher standen in Küchen oder an Tischen oft kleine Näpfe mit Fett – und wenn man da rein trat, war das ziemlich unangenehm.
„Über den Jordan gehen “Das heißt, jemand ist gestorben. Der Jordan ist ein Fluss im Heiligen Land, und im Mittelalter war es eine Vorstellung, dass man nach dem Tod diesen Fluss überquert.
„Auf dem Holzweg sein“ Das bedeutet, dass man sich irrt oder auf dem falschen Weg ist. Früher wurden Holzwege gebaut, um durch Sumpf oder Wald zu gehen. Wenn man vom Holzweg abkam, war man verloren oder verirrte sich.
„Die Kuh vom Eis holen“ Das bedeutet, eine schwierige Situation lösen. Früher war es wirklich eine große Herausforderung, eine Kuh von einem zugefrorenen See zu retten.
„Den Nagel auf den Kopf treffen “Das heißt, genau das Richtige sagen oder tun. Im Mittelalter war das Handwerk sehr wichtig, und wer den Nagel genau traf, machte seine Arbeit gut.
„Den Teufel an die Wand malen “Das heißt, etwas Schlechtes heraufbeschwören oder schwarzsehen. Im Mittelalter glaubte man stark an den Teufel und wollte ihn nicht heraufbeschwören.
„Die Flinte ins Korn werfen “Das bedeutet, aufgeben. Im Mittelalter war die Flinte eine Waffe, und das Korn stand für das Feld. Wenn man die Flinte ins Korn warf, gab man den Kampf auf.
„Jemandem auf den Zahn fühlen “Das heißt, jemanden genau befragen oder prüfen. Früher wurde bei Pferden und Rindern am Zahn geprüft, wie alt und gesund sie sind.
„Etwas durch die Blume sagen “Das bedeutet, etwas vorsichtig oder indirekt ausdrücken. Im Mittelalter war es üblich, Kritik oder unangenehme Dinge „durch die Blume“ zu sagen, also nicht direkt.
„Das Handtuch werfen “Das heißt ebenfalls, aufgeben. Dieser Ausdruck kommt aus dem Mittelalter, als Kämpfer oder Arbeiter ein Handtuch warfen, um zu zeigen, dass sie nicht mehr weitermachen.
Diese Sprüche sind nur eine kleine Auswahl, aber sie zeigen: Unsere Sprache ist voller Geschichten aus längst vergangener Zeit.
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Die Herkunft der Redewendungen: Geschichten und Erklärungen
Viele der Redewendungen, die wir heute noch benutzen, haben spannende Geschichten hinter sich.
Zum Beispiel kommt die Redewendung „Jemandem einen Bären aufbinden“ aus einer Zeit, in der Bären sehr selten und gefährlich waren. Wenn jemand eine Geschichte erzählte, die so unglaublich war wie ein Bär, der einem an die Tür klopft, dann wusste man: Das ist eine Lüge.
Oder die Redewendung „Ins Fettnäpfchen treten“ stammt aus dem mittelalterlichen Haushalt. Fett wurde damals oft in kleinen Näpfen aufbewahrt – wenn man da versehentlich reintrat, war das nicht nur eine Sauerei, sondern auch ziemlich peinlich.
Viele Sprüche haben auch mit dem Glauben zu tun. So bedeutet „Über den Jordan gehen“ eigentlich, dass jemand gestorben ist. Der Jordan war ein wichtiger Fluss im Heiligen Land, und man stellte sich vor, dass man nach dem Tod diesen Fluss überquert.
Andere Sprüche stammen aus dem Handwerk oder der Landwirtschaft. Beim Spruch „Den Nagel auf den Kopf treffen“ geht es darum, genau richtig zu arbeiten – eine Fähigkeit, die im Mittelalter sehr wichtig war.
Im Laufe der Zeit haben sich manche Bedeutungen verändert oder sind bildhafter geworden. Aber die Geschichten dahinter zeigen, wie eng Sprache und Alltag miteinander verbunden sind.
Warum sind diese Redewendungen heute noch beliebt?
Vielleicht fragst du dich, warum wir heute noch Redewendungen aus dem Mittelalter benutzen, obwohl sich unser Leben so sehr verändert hat. Die Antwort ist ganz einfach: Diese Sprüche sind einfach sehr anschaulich und machen unsere Sprache lebendig!
Erstens sind sie bildhaft und leicht zu merken. Wenn man sagt „Da liegt der Hund begraben“, versteht jeder sofort, dass es um das eigentliche Problem geht – viel anschaulicher als einfach „Das ist das Problem“. Solche Bilder bleiben im Kopf und machen das Gespräch interessanter.
Zweitens verbinden sie uns mit unserer Geschichte. Auch wenn wir nicht mehr im Mittelalter leben, erinnern uns diese Sprüche daran, wie unsere Vorfahren gedacht und gelebt haben. Das ist wie eine kleine Zeitreise in der Sprache.
Drittens sind sie oft lustig oder clever. Manchmal sagt man lieber „Ins Fettnäpfchen treten“, wenn man einen Fehler gemacht hat, als es direkt zuzugeben. Das lockert die Stimmung auf und macht das Miteinander angenehmer.
Und nicht zuletzt sind viele dieser Redewendungen einfach alltagstauglich. Sie passen zu vielen Situationen und helfen uns, Gefühle und Gedanken kurz und treffend auszudrücken.
Deshalb sind mittelalterliche Redewendungen bis heute ein wichtiger Teil unserer Sprache – und das wird auch so bleiben!
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